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GC Tennis | 27.09.2019

TENNIS | 77 UND KEIN BISSCHEN MÜDE

Der Palmarès des Jan Coebergh ist beeindruckend. Auch noch als 77-Jähriger wartet er mit besonderen Leistungen auf dem Tennisplatz auf, so wurde er dieses Jahr Schweizer Einzelmeister 75+, nahm an der ITF Senioren Weltmeisterschaft 75+ in Kroatien teil und strebt im nächsten Winter bei seiner 25. Teilnahme am Schoeller Cup in der Kategorie 70+ den Sieg an. Jan Coebergh ist in seinem Heimatland Niederlande die Nummer 2 der Rangliste 75+ und in der ITF Weltrangliste Kat. 75+ belegt er Rang 76, in seinem Jahrgang gar Rang 15.

Senioren-WM 2019 nicht nach Wunsch

Anfangs dieser Woche trat Jan Coebergh im kroatischen Umag an der 39. Austragung der WM für Senioren in Umag (Kroatien) an. Zum Mega-Anlass reisten rund 550 Teilnehmer aus 54 Ländern an und kämpften in den Alterskategorien 65 bis 85. Der Grasshopper startete, zusammen mit weiteren 56 Teilnehmern in der Kat. 75+. In der ersten Runde traf er auf Italo Terzi. Der Italiener liegt in der Weltrangliste 13 Ränge hinter Coebergh. Der auch als Marathonläufer aktive Terzi ist physisch sehr stark und zudem ein begnadeter Stoppballspieler. Dennoch entschied Coebergh den ersten Satz für sich, zog sich aber im zweiten Satz beim Stand von 1:1 eine leichte Oberschenkelmuskulatur-Verletzung zu. Diese behinderte ihn in der Folge beim Erlaufen der von Terzi oft eingestreuten Stoppbälle. Der Italiener gewann schliesslich 3:6, 6:2, 6:1. Für Coebergh bedeutete diese Niederlage das Aus. "Dies ärgerte mich natürlich, da ich gerne in der nächsten Runde gegen den USA-Weltklasse-Spieler Donald Long, Nr. 3 der Gesetztenliste gespielt hätte", so Jan Coebergh.

So blieben Jan Coebergh noch einige Ferientage in Kroatien: "Ich habe mit meiner Frau die schönsten Seheneswürdigkeiten der Halbinsel Istrien besichtigt. Denn es ist eine gute Tradition, dass mich meine Frau jeweils an Auslandsturniere begleitet." Er legt mit einem Schmunzeln aber Wert auf die Feststellung, dass er nicht extra früh ausscheiden will, um längere Ferien zu geniessen. Der Wunsch nach sportlichem Erfolg ist dann doch stärker.

Schon früh Titel gehamstert

Jan Coebergh, als Fünfjähriger in die Schweiz gekommen, startete seine Tenniskarriere bereits als Zehnjähriger in Küsnacht. Bald einmal wollte er auf höherem Niveau spielen und meldete sich 1958 beim GC. „Weil die Herren auf der Kartaus sich an meinen Vater erinnerten, der während seines Studiums an der ETH im GC Tennis aktiv war, musste ich für mein Aufnahmegesuch keine Referenzen bringen, sondern auf Platz 1 vorspielen. Offenbar war man von meinem Potenzial überzeugt – ich wurde aufgenommen“, so Jan Coebergh. Die "Herren" hatten sich im jungen Holländer nicht getäuscht, wäre anzufügen.

In seiner Heimat Niederlande wurde er dank des Final-Sieges über den späteren Top Ten Weltranglisten-Spieler Tom Okker 1960 Juniorenmeister und konnte daraufhin sein Land in Miami am Orange Bowl Cup, dem Davis Cup der Junioren vertreten. Im selben Jahr gewann er mit GC die Interclub B Serie. Drei Jahre zuvor hatte er als 15-Jähriger schon die Zürichsee-Meisterschaften gewonnen und wird noch heute noch als jüngster Sieger dieses Turniers geführt.

GC Aushängeschild Coebergh

Jan Coebergh zeichnet sich durch solide Grundlinienschläge, gepaart mit der physischen Fitness und Konzentrationsfähigkeit aus. Zudem profitiert er von seiner Spielroutine und einer ungebrochenen Motivation. Im Berufsleben hatte er gelernt, hartnäckig und zielorientiert zu Handeln. Auf diese Weise sammelte er in seinem Sport Titel, reihte in seiner langen Karriere Erfolg an Erfolg. Zum Beispiel 1966 wurde er das erste Mal mit GC Interclub Nationalliga A Meister (rund ein Dutzend weitere sollten folgen) und gleichzeitig erstmals in der Rangliste als Kategorie A-Spieler (heute N1) geführt. In dieser Zeit (bis 1971) wurde er als A-klassierter Spieler auch jeweils zum Turnier in Gstaad eingeladen, was für ihn jeweils das Saison-Highlight war. Es sollten aber viele weitere Höhepunkte folgen: Im Senioren-Turnier in Klosters stiess Coebergh zweimal in den Final (Kat. 70+) vor, wurde 2014 mit dem Team Europameister der 65+ Mannschafts-Landesmeister im spanischen La Manga. Er nahm z.B. am Basler Hallenturnier (heute Swiss Indoors) teil, ist dreifacher Gewinner des Senioren Nationalliga A Interclub und sechsfacher Schweizer Meister in den Alterskategorien ab 55+ bis 70+. Und in diesem Jahr gewann er auch die Schweizer Einzelmeisterschaft in der Kat. 75+. Dazu kamen insgesamt 24 erfolgreiche Teilnahmen am Schoeller Cup, allerdings ohne Titelgewinn. „Weil am Schoeller Cup die älteste Kategorie 65+ war, wurde es für mich schwerer und schwerer. Letztes Jahr dann liessen sich die Organisatoren erweichen und führten die Kat. 70+ ein“, zeigt sich Jan Coebergh zufrieden. Aber ausgerechnet dann konnte er wegen einer Achillessehnen-Verletzung, die ihn zu einer achtmonatigen Pause zwang, nicht teilnehmen. „2020 werde ich aber angreifen“, prognostiziert Jan Coebergh.

Ziel revidiert

Noch 2017 hatte sich Jan Coebergh zum Ziel gesetzt, in der Alterskategorie 75+ in der ITF Senioren Weltrangliste in die Top Ten zu gelangen. "Realistisch betrachtet ist dies wohl nicht mehr zu erreichen, die Achillessehnen-Verletzung hat mich doch zu stark zurückgeworfen, zudem müsste ich alle grösseren Turniere, auch in Übersee bestreiten..."
 
Die Schleimbeutel-Entzündung an der Achillessehne hat doch Spuren hinterlassen. "Im Alter braucht man eine längere Reha-Zeit. An der Fitness konnte ich zwar arbeiten, aber die Reflexe und das Ballgefühl hatten (vorübergehend) nachgelassen", blickt Coebergh zurück. Dank eiserner Disziplin hat er sich aber zurück gekämpft. Der Super-Senior arbeitet nicht nur hart im Training, er achtet auch auf eine gesunde, dh. ausgewogene Ernährung, was bedeutet, dass viel Gemüse, Kohlehydrate und auch Fleisch, allerdings nicht im Übermass auf den Teller kommen. Und jeweils morgens nimmt Coebergh ein Glas Ingwer mit Zitrone, allenfalls mit etwas Honig gesüsst, zu sich.

Trotz regelmässigen Trainings auf dem Platz, im Fitness-Studio und ausgedehnten Spaziergängen mit seiner Gattin findet Jan Coebergh auch genügend Zeit, auch andere Hobbys zu pflegen. So liest er zur Entspannung gerne, zum Beispiel Biografien berühmter Persönlichkeiten und Fachliteratur über Flugzeuge und Raketentechnik, ein Gebiet, in dem er als Ingenieur während Jahrzehnten tätig war. U.a. war er an der Entwicklung der Nutzlastverkleidung der Trägerraketen Titan und Ariane beteiligt. 2007 erreichte er das Pensionierungsalter, arbeitete aber noch in Teilzeit weiter, bevor er sich 2010 endgültig zur (beruflichen) Ruhe setzte.

Ruhe im Tennis kennt er indessen nicht. Er wird auch in seinem 62. Mitgliedsjahr im Grasshopper Club Zürich, Sektion Tennis, mit entsprechenden Leistungen auf sich aufmerksam machen.

Eugen Desiderato

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