Gründungsgeschichte
Tom Griffith bewohnte ein Haus in der Gerechtigkeitsgasse, das sich neben dem Kolonialwarenladen eines gewissen Herrn Pfister erhob und dessen guter Kunde er gewesen zu sein schien. An einem Samstagabend im August 1886 blickte «Young Griffith» aus seinem Fenster in die Gerechtigkeitsgasse hinunter und sann über allerlei Sachen nach.
Vielleicht meditierte er über den Lauf des Lebens, über den vergangenen Sommertag, wahrscheinlich aber dachte er an England. Welcher Engländer brächte es schon fertig, 24 Stunden im Ausland zu leben, ohne an seine Heimat zu denken, ohne Vergleiche mit seinem «home country» anzustellen? Auch «Young Griffith» musste an seine Heimat gedacht haben, an alles, was seine Heimat ihm geboten hatte und er in Zürich vermissen musste. Und da fiel ihm unter anderem auch das Fussballspielen ein und wie sehr er darunter litt, in der Schweiz nicht sein geliebtes «Soccer» spielen zu können.
«Too bad, really too bad!» Und wie er so auf seine Fensterbank gestützt, bei geöffnetem Fenster in den Abend hinein meditierte, wurde er sich plötzlich gewahr, dass im Pfisterschen Kolonialwarenladen ein Fenster geöffnet wurde und Herr Pfister junior sich ebenfalls anschickte, seine abendlichen Betrachtungen bei geöffnetem Fenster abzuhalten. Kein Wunder, dass die beiden jungen Leute einige Sekunden später miteinander ins Gespräch kamen.
Es war ein recht lautes Gespräch, von Fenster zu Fenster und über den Lärm der Gerechtigkeitsgasse hinweg. Aber das Thema dieser Unterhaltung berechtigte die Sprecher, auch zu so abendlicher Stunde einen etwas lauten Ton anzuschlagen, wurde doch über nichts Geringeres als über Fussball geredet. «Young Griffith» bemühte sich, dem jungen Pfister die Reize des Fussballspieles auszumalen, der auch sofort Feuer fing und die Durchführbarkeit des Projektes für seht gut möglich hielt.
Da die Unterredung immer eifriger und enthusiastischer wurde und beide Sprecher sich einig wurden, dass es weniger beschwerlich wäre, auf der Strasse zu konversieren, als sich von Fenster zu Fenster über den Lärm der Gerechtigkeitsgasse hinweg den Hals heiser zu schreien, zumal ihnen vom Herauslehnen die Halsmuskeln erheblich schmerzten, beschlossen sie, die «pourparlers» in der Gasse fortzusetzen. Gesagt, getan.
Sie schritten heftig diskutierend die Gerechtigkeitsgasse hinunter, schwenkten in die Selnaustrasse ein und fühlten in sich ein derartig starkes Bedürfnis, ihre Ideen einem Dritten mitzuteilen, dass sie den Entschluss fassten, schnurstracks ihren Freund Hermann Nabholz aufzusuchen. Herman Nabholz war auch sofort bei der Sache, und so machten sich alle drei noch um selben Abend auf, weitere Freunde für den Fussballsport zu gewinnen; es waren dies: G. Hubacher, H. Geyelin, Hasler, Severin und Goldschmid.
In den darauffolgenden Tagen wurden weitere junge Leute für die Suche gewonnen, nämlich: Hans Wunderly, Max Hirzel, R. Vogel, S. Hirzel und Robinson. Und dann kam der grosse, mit Ungeduld herbeigewünschte Tag, da die erste Sitzung abgehalten und dem Club ein Name gegeben werden sollte.
An einem Abend in den letzten Tagen des August 1886 fand diese erste Gründungssitzung im Cafe Stäubli in der Flössergasse statt. Diese kleine Wirtschaft lag zwei Häuser vom Pfisterschen Kolonialwarenladen entfernt und blickte auf die Rückseite des alten Gerichtshofes. Nicht in einem feudalen Lokal, sondern zwischen bescheidenen vier Wänden kam es dank des jugendlichen Optimismus und unaufhaltsamen Elans Sportbegeisterter Leute in den Studentenjahren zur Gründung unseres Clubs.
Auszug aus der Jubiläumsschrift «50 Jahre Grasshopper-Club Zürich (1886-1936)»