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GC Fussball | 23.10.2020

FUSSBALL | SILVAN KELLER – DIE ERSTEN HUNDERT TAGE ALS PRÄSIDENT

Der 36-jährige, vornehmlich im Öffentlichen und Strafrecht tätige Anwalt Silvan Keller führt seit gut 100 Tagen als Präsident die Fussballsektion des Grasshopper Club. Eine Gelegenheit sich über diesen ersten Zeitraum zu unterhalten. Grundsätzlich war er beeinträchtigt durch die Corona-Pandemie. Trotzdem konnte Keller, zusammen mit seinen Vorstands-KollegInnen erfreuliche Fortschritte erreichen.

Zu diesen gehört zweifelsfrei die Neu-Organisation der Frauen-Fussball-Abteilung. Just zum Zeitpunkt der Amtsübergabe gab es in dieser, in der Verantwortung der Fussball-Sektion stehenden Abteilung Irritationen. Silvan Keller ist es aber gelungen, die Voraussetzungen für ein reibungsloses Funktionieren wieder herzustellen. Dem Team wurde mit Sascha Müller ein erfahrener Trainer zur Seite und auch die medizinische Betreuung auf eine neue Basis gestellt. Massnahmen, die die Ruhe zurückgebracht und den Spielerinnen den Weg zu einer erfolgreichen Saison geebnet haben. "Die sportlichen Ergebnisse sind bisher durchwachsen, machen aber Hoffnung, dass ein Entwicklungssprung realisiert werden kann", stellt Silvan Keller fest.

GC Sektion Fussball betreut mehr als 2'000 Mitglieder

In der Grasshopper Fussball AG ist der Leistungs- und Nachwuchs-Fussball angesiedelt, in der von Keller präsidierten Fussball-Sektion der Amateurfussball, wie die Frauen- und Senioren-Bewegung und auch Beach Soccer. Zudem liegt die Mitglieder-Verwaltung der rund 2'000 Mitglieder in der Verantwortung der Sektion. Naturgemäss steht die Fussball-Sektion im Schatten des Profi-Fussballs, dem Flaggschiff des polysportiven Sportclubs. "Beide Abteilungen werden von eigenen Führungskräften geführt", sagt Silvan Keller, "aber unser Anliegen muss es sein, den Profi- und den Breitensport wieder näher zusammenzubringen, vor allem in der Wahrnehmung in der Öffentlichkeit." Dabei sieht Keller vorrangig Handlungsbedarf, den GC wieder in seiner eigentlichen Heimat zu etablieren. "Die Bedingungen des GC/Campus sind zwar hervorragend, aber der GC Fussball muss auch wieder in der Stadt greifbar sein. Dabei wird uns sicher das kürzlich bewilligte Fussballstadion auf dem Hardturmgelände zupass kommen, aber zu warten bis dieses zur Verfügung stehen wird, wäre fatal", so Keller. Wir dürfen keine Zeit verlieren. Zumindest müssen wieder vermehrt Events für die GC Anhänger und Zürcher Bevölkerung durchgeführt, vielleicht auch mal ein Spiel des GC Damen-Teams auf städtischen Boden verlegt werden. Allerdings sind gerade in dieser Hinsicht den Verantwortlichen in der aktuellen Situation weitestgehend die Hände gebunden. "Die Rahmenbedingungen sind zu unsicher, praktisch alle paar Tage kommen neue behördliche Verfügungen heraus, die zur Eindämmung der Corona-Pandemie zu berücksichtigen sind. Dadurch fehlt uns die Planungssicherheit, weshalb wir mit unseren personellen Ressourcen sorgfältig umgehen. Wir setzen sie lieber für "sichere Anliegen" ein." Dazu gehört die Aufarbeitung der reichen Geschichte des Clubs. So wird u.a intensiv an einem entsprechenden Buchprojekt gearbeitet, das nächsten Sommer erscheinen soll. Die Schaffung eines Archivs, das dereinst öffentlich zugänglich gemacht werden soll, ist ein weiteres Projekt.

"Meine Tätigkeit für die GC Fussball Sektion ist umfangreich, auch wenn sie vielleicht wenig spektakulär, sprich im Hintergrund abläuft", erzählt Keller. Dabei denkt er wohl an die letztjährige Organisation des 133. Geburtstags des GC in der Zürcher Innenstadt, als den Fans Wurst und Brot geboten wurden. Oder u.a. auch an die vielfältigen Arbeiten im Zusammenhang mit der kürzlich erfolgten Stadion-Abstimmungs-Vorbereitung. "Es war erfreulich, wie viele Anhänger sich in den Dienst der Sache gestellt haben, in städtischen Strassen Flyer verteilten und unablässig im persönlichen Umfeld für ein "JA für das Fussballstadion" geworben haben. Das zeigt, dass trotz der mit dem Abstieg einhergegangenen Enttäuschung das Feuer für den Grasshopper Club doch noch brennt, wenngleich auf niedrigerer Flamme. Aber die derzeitigen Leistungen des Teams stimmen doch hoffnungsvoll. Diesen Trend müssen wir auch mit Begleitmassnahmen unterstützen", weiss Silvan Keller.

GC Fan seit frühester Jugend

Er ist seit seinen ersten Kontakten mit dem Grasshopper Club ein glühender Anhänger. Als Primarschüler besuchte er erstmals mit Kollegen Spiele im Stadion Hardturm, seither lässt ihn der Club nicht mehr los. Später war er fester Bestandteil der Kurve und setzte sich für einen Dialog zwischen der Fangemeinde und der Clubführung ein, ein Unterfangen, das Erfolge zeitigte. "Es war mir ein Anliegen, nicht nur bei negativen Vorkommnissen miteinander zu sprechen und sich gegenseitige Vorwürfe zu machen". Mit der Gründung der IG GC Zürich (Interessengemeinschaft Grasshopper Club), die auf Kellers Idee zurückging, konnte eine Entspannung erreicht werden. Er setzte in Zusammenarbeit mit der Clubführung auch Ideen im Bereich Merchandising-Artikel um. In Erscheinung getreten ist Silvan Keller auch für fünf Jahren, als er das Legendenspiel auf der Hardturm-Brache initiierte und mit einer rund fünfzigköpfigen Helfergruppe durchführte: "Die Realisierung war nicht einfach, begonnen von der Einladung der Legenden bis hin zur Verlegung einer Spielunterlage und die Organisation der Verpflegung, und dies auf einem Gelände, das weder über Wasser noch über Strom verfügt. Die Veranstaltung, die wir durch Sponsoren-Beiträge finanziert haben, wurde aber zu einem tollen Erfolg."

Kellers Liebe zum GC kühlte auch in den letzten Jahren, trotz der sportlichen Baisse nicht ab, im Gegenteil. Bei der Verjüngung des Vorstands der GC Fussball Sektion wurde er als Mitglied gewählt und eine Amtsperiode später, Mitte dieses Jahres trat er als Präsident die Nachfolge seines Namensvetters Roland Keller an. Es ist ihm auch heute noch ein Anliegen, zwischen den verschiedenen Interessengruppen zu vermitteln, sie wieder näher zusammenzubringen, die Fans, die Gönnervereinigungen, die Zuschauer allgemein. "Diese Gruppierungen halten sich in verschiedenen Sektoren im Stadion auf, eine Abgrenzung, die aufgeweicht werden sollte", wie Keller überzeugt ist. Als ersten Schritt betätigt er sich deshalb während der Spiele im Stadion Letzigrund als Grenzgänger, indem er sich in den verschiedenen Sektionen bewegt und das Gespräch sucht, um den Puls zu fühlen.

In der Freizeit mit dem Velo über Alpenpässe

Wenn es die Belastung seines Anwalt-Berufs und des Präsidentenamts zulässt, setzt sich der ehemalige Juniorenfussballer des FC Witikon ("mein Trainer war der ehemalige GC Crack Adi Noventa", Zitat Keller) aufs Velo und überquert einen Alpenpass, zuletzt den Klausenpass. "Allerdings muss ich für dieses Hobby einen Wochentag "freischaufeln", denn die Wochenenden sind für solche Ausfahrten neben den vielen Autos und Töffs ein relativ gefährliches Unterfangen. Für mich ist eine solche Fahrt eine sportliche Herausforderung, die auch erlaubt, den Kopf auszulüften." Im übrigen will er auch genügend Zeit für seine bald vergrösserte Familie zur Verfügung haben. Engagements auf verschiedenen Ebenen, die Silvan Keller auch sucht, denn er hasst nichts mehr als Langeweile. Ein Vorteil für den Grasshopper Club Zürich.  

Eugen Desiderato

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