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GC Basketball | 26.03.2021

ROGER KELLER – DER ATHLET, TRAINER UND AUTOR

Roger Keller, Headcoach des GC BASKET NLB Damen Teams, krempelte nach einer niederschmetternden ärztlichen Diagnose sein Leben komplett um, verliess seinen Direktor-Posten im Private Banking, besiegte eine schwere Krankheit und liess sich zum Athletik-Trainer für Spitzen-Teams und -Athleten ausbilden, ist auf diesem Beruf tätig, realisierte ein Kinderbuch-Projekt und tritt als Referent auf. GC INSIDER sprach mit ihm.

Roger Keller, am Anfang war eine schwere, unbekannte Krankheit...
2008 erkrankte ich an einer seltenen, meist tödlichen Krankheit namens Morbus Wegner (Wegener Granulomatose mit Polyangiitis). Aufgrund mehrerer Fehldiagnosen hatte sich die Krankheit zum Zeitpunkt der Diagnose so stark in meinem Körper ausgebreitet, dass die Ärzte sowie meine Familie damit rechneten, mich zu verlieren." Ich wurde etlichen Therapien ausgesetzt, z.B. Chemotherapien, Blutwäsche, Lungentherapien, Kortison-Infusionen, Immunsuppressive Therapien usw. Über die ersten Jahre hätte ich täglich an die 12-15 Tabletten schlucken sollen, hab' mich aber dagegen gewehrt bzw. auf meinen Körper gehört und meine Selbstheilungskräfte sowie natürliche Genesung durch Ernährungsumstellung, Sport, Entgiftung und Spiritualität zu fördern.

Seit der Begegnung mit meiner Krankheit, habe ich mein Leben auf den Kopf gestellt und meine Tätigkeit als Direktor im Bereich Private Banking aufgegeben, was mir auch nicht sonderlich schwer fiel, da mir dieser Beruf nie richtig zugesagt hatte. So machte ich meine Leidenschaft Leidenschaft, den Sport zum Beruf. Ich besuchte diverse Aus- und Weiterbildungen, und liess mich zum Athletik-, Stabilisations-, Konditions- und Krafttrainer für Spitzenteams und Athleten ausbilden.

Dankbar bin ich der Schulmedizin für die lebensrettenden Massnahmen, "chronische Krankheiten" allerdings, kann man alternativ loswerden.

Jetzt sind Sie gesund...?
Ich musste mir von den Ärzten sagen lassen, dass es das Wort "geheilt" bei meiner Krankheit nach westlicher Medizin nicht gibt, lediglich Remission. Da bin ich jedoch nicht ganz einig, darum ja, ich bin geheilt. Seit 2012 bin ich medikamentenfrei und topfit. Dafür sprechen auch die Laborwerte.

Blicken wir doch zurück: Wie kamen Sie zum Basketball kamen...
Schon in jungen Jahren probierte ich verschiedene Sportarten aus, bis ich mich dann zwölfjährig für den Basketballsport entschied. Obwohl dieser in der Schweiz damals noch als Randsportart galt und ich nicht gerade mit der nötigen Körpergrösse gesegnet bin, waren meine Freude und der Wille, einmal in der höchsten Spielklasse spielen zu können so gross, dass ich meine ganze Freizeit dafür aufopferte. 1998 wurde ich in die 1. Mannschaft des Nationalliga A Clubs BC KZO Wetzikon aufgeboten. Nach 10 Jahren musste ich aber wegen meiner Erkrankung die Aktivlaufbahn beenden.  

Und jetzt Sie in Ihren "Alternativ-Berufen" tätig. Worin liegt die Aufgabe eines Athletik Coaches?

Er hat dafür zu sorgen, dass der oder die Spieler/innen optimal für den Wettkampf vorbereitet sind. Die körperliche Physis bzw. Überlegenheit eines Athleten ist in meinen Augen die wichtigste Grundlage, um erfolgreich zu sein. Die Aufgaben eines Athletik Coaches beginnen in meinen Augen bei den grundlegenden Trainings wie Schnellkraft und Reaktion, gehen weiter über die Regeneration und Rehabilitation und schlussendlich bis hin zur korrekten Ernährung im Alltag sowie an Wettkampftagen.

Aber Sie sich auch Headcoach, können Sie sich dabei auch auf das Wissen des Athletik Coaches stützen?

Auf jeden Fall. Ich bin der Ansicht, dass jeder Headcoach auf Spitzenniveau ein grundlegendes Basiswissen eines Athletik-Trainers mitbringen sollte. Mein Athletik Auge lässt mich sofort erkennen, welche Form meine Spielerinnen mit an den Wettkampf bringen bzw. ich erkenne frühzeitig, wann sie erschöpft sind und eine kurze Pause benötigen. Mein Auge des Headcoaches hingegen weiss genau welche Athleten/Innen ich für mein physisches, «uptempo» Basketball Spiel benötige und ich kann sie dementsprechend selber ausbilden.

Wie führen Sie eine neue Spielerin zu Bestleistungen?
Wichtig ist, dass ich den Menschen hinter der Spielerin / dem Spieler kennenlerne und verstehe. Sobald ein Coach dort angekommen ist, muss er lediglich noch die richtigen Triggerpunkte aktivieren, um das Beste aus ihm oder ihr herauszuholen.

Worauf konzentrieren Sie sich bei der Entwicklung der Athleten?
Als ich vor drei Jahren, das Nationalliga B Damen Team auf neu formierte, legte ich meinen Fokus auf den Charakter der Spielerin und deren Einstellung zu sich selbst sowie zum Spiel. Klar, ein gewisses Grundtalent musste vorhanden sein um auf diesem Niveau erfolgreich sein zu können, jedoch nützt das ganze Talent der Welt nichts, wenn der Wille für die harte Arbeit fehlt. Nun, der ideale Athlet/die ideale Ahtletin sollte in meinen Augen «always the hardest worker in the room” sein, den Willen eines hungrigen Wolfs mitbringen und mit einer extra Portion Spielintelligenz beschenkt worden sein. Ziemlich einfach, oder? (lacht).

Welches Saisonziel haben Sie formuliert?

Sportlich ist mein Ziel ganz klar die Finalrunden-Qualifikation und dann den Sieg nach Hause bringen. Vor allem möchte ich, dass sämtliche Spielerinnen gesund und motiviert bleiben.

Wieviele "Berufe" üben Sie tatsächlich aus, sind Sie ein Tausendsassa?

Tatsächlich bin ich nicht nur Headcoach des Damen NLB-Teams von Grasshopper Basketball, sondern auch als Athletik-Trainer in der GC Basektball-Akademie zuständig für den Athletik-Bereich der Teams U15 Elite bis NLB Herren. Daneben führe ich Workshops in Schulen, Grossfirmen oder an speziellen Anlässen über seine Krankheits-Geschichte, Motivation sowie Ernährung. Ich agiere als Gesundheitscoach bzw. Personal-Trainer und Ernährungsberater, hauptsächlich für vom Leben gezeichnete Menschen, um sie beim Weg zurück zu mehr Lebensqualität zu unterstützen und betreue Spitzensportler und Athleten.

Chapeau. Das ist aber noch nicht alles - Sie haben in den letzten Jahren auch ein eigenes Kinderbuch-Projekt realisiert.
«Roger wird zum Superhelden» erzählt die Geschichte eines kranken Kindes namens Roger. Zu Beginn scheint es so, als würde „Morbus“, die als Bösewicht verkörperte Krankheit von Roger, Überhand ergreifen. Doch dann findet Roger die Kraft und den Mut, um Morbus zu besiegen. Er heilt so nicht nur, sondern wird selbst zum Superhelden.

Wie kamen Sie auf diese Idee?

Als ich wieder gesund war, verspürte ich den Drang der Menschheit helfen zu wollen. Ich behaupte, dass meine Einstellung und mentale Kraft viel dazu beigetragen haben, dass ich die Krankheit besiegen konnte. Genau diese Erfahrung wollte ich weitergeben. Nicht irgendwem, sondern den Kindern, die noch nicht genug Lebenserfahrung haben, sich oft alleine und unverstanden fühlen. Zum damaligen Zeitpunkt gab es kein mir bekanntes Kinderbuch, welches sich mit dem Thema Selbstheilung auseinandergesetzt hat. Ich sass mit meiner Frau in einem ruhigen Moment am Greifensee und so entstand die Idee. Wir wollen mit diesem Buch das Selbstwirksamkeitsgefühl der jungen Leser aktivieren. Das Kind soll das Gefühl dafür bekommen, dass es seiner Krankheit nicht hilflos ausgeliefert ist, sondern selber zu seinem Schicksal beitragen kann. Überdies bieten wir eine Möglichkeit der Identifikation, schenken Hoffnung und Mut und lassen Kinder spüren, dass sie nicht alleine sind.

Konnten Sie bei der Umsetzung dieses Projekts auf externe Unterstützung zählen?

Auf alle Fälle. Den grössten Support leistete meine Frau Jelena, mit ihrem therapeutischen Wissen und ihrer wunderbaren Meditation. Ferner haben vielen Gönner und Stiftungen unser Projekt finanziell unterstützt, wofür ich sehr dankbar bin. Es waren aber noch weitere wunderbare Menschen am Projekt beteiligt, vom grossartigen Illustratoren Samuel Aguilar, über Herrn Dr. Prof. Martin Landolt, dem Zuständigen für Gesundheitspsychologie des Kindes- und Jugendalters am Kinderspital Zürich, bis hin zu den Musikern Tariah Music und Swissivory, welche die beiden Titelsongs produziert haben.

GC Basket / Eugen Desiderato

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