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GC Fussball | 25.06.2021

DIE BISHERIGE KARRIERE DES NEUEN GC U18-TRAINERS

Die GC U18 bekommt ab kommender Saison in der Person von Heris Stefanachi einen neuen Coach und ersetzt René van Eck, der den Club verlässt. Ives Bruggmann hat in der Wiler Zeitung / Schweiz am Wochenende am 19. Juni Stefanachis bisherige Karriere skizziert.

Mit 40 doch noch Profi

Vom gescheiterten Talent zum Profitrainer: Der Weg von Heris Stefanachi verlief selten gerade. Nun wechselt der Brühl-Trainer zu GC. Wer mit Heris Stefanachi über Fussball spricht, kommt nicht am Thema Emotionen vorbei. «Ich lebe den Fussball mit allem, was ich habe», sagt der 40-jährige Frauenfelder.

Also könnte Stefanachi in seiner letzten Woche als Brühl-Trainer nicht glücklicher sein, denn schliesslich wurde gerade bekannt, dass er als Profitrainer von den Grasshoppers verpflichtet wurde und dort die U18 übernimmt. Weit gefehlt. Die beiden Kanterniederlagen mit Brühl in den letzten zwei Partien der Promotion League – 0:5 gegen Basel II und 0:6 gegen Cham – belasten ihn. «Das ist eines der traurigsten Kapitel meiner Trainerlaufbahn», sagt er. Und: «Ich kann es nicht geniessen. Die Situation nimmt mir aktuell die Vorfreude auf den neuen Job.» Denn eines ist Stefanachi wichtig: Er möchte im Guten gehen. «Ich bin dem Verein sehr dankbar und will deshalb alle Ziele erreichen, das letzte ist die Cup-Qualifikation.» Gegen YF Juventus (siehe Kasten) ging jedoch gestern Abend das dritte Kapitel in Stefanachis Trainerkarriere mit einer Niederlage zu Ende.

Zu Fuss von Frauenfeld nach Bazenheid

Seine Anstellung als Profitrainer in der GC-Nachwuchsabteilung hat sich Stefanachi durch seine erfolgreiche Arbeit mit dem SC Brühl in der Promotion League verdient. Der Italiener übernahm vor zweieinhalb Jahren ein abstiegsbedrohtes Team und führte es nicht nur in ruhigere Gewässer, sondern schaffte in dieser Spielzeit auch noch den Sprung in die Aufstiegsrunde. «Die Erfolge in dieser schwierigen Saison sind nicht hoch genug einzuschätzen», sagt Brühls Sportchef Roger Jäger. «Heris’ Anteil daran ist riesig.» Stefanachi führte die mit Abstand jüngste Mannschaft der Liga in der Qualifikationsrunde auf den dritten Platz, am Ende resultierte der siebte Rang. Wie viel ihm die Qualifikation für die Aufstiegsrunde bedeutete, zeigte Stefanachi beim entscheidenden 2:0-Erfolg gegen Köniz. Beim Siegtreffer legte der Trainer einen 50-Meter-Sprint hin, um mit seiner Mannschaft zu jubeln. «Das bin ich. In diesem Moment ist die ganze Anspannung von mir abgefallen. Ich liebe diese Emotionen.»

Es hatte sich viel angestaut in den Monaten zuvor. Die Coronapandemie verunmöglichte einen geregelten Trainingsbetrieb. Brühls Sportstätten waren gesperrt. Doch selbst dadurch liess sich Stefanachi nicht aufhalten. Er suchte nach Lösungen. «Geht nicht, gibt es nicht bei mir.» In Fünfergruppen trainierten die Brühler Spieler fortan im Gründenmoos auf der beleuchteten Tribüne. Treppen hoch, Treppen runter. Als es wieder los ging mit der Meisterschaft, war Brühl physisch topfit. Stefanachi: «Ich bin sicher, dass diese Trainings am Ende den Unterschied zu unseren Gunsten ausgemacht haben.»

Schon in Bazenheid fiel Stefanachi bei seiner ersten Trainerstation im Aktivbereich mit Ideenreichtum und unkonventionellen Methoden auf. Der damalige Captain Dejan Baumann erinnert sich: «Er sagte zu unserem Sportchef, wenn er ihn zum Trainer ernenne, komme er zu Fuss von Frauenfeld nach Bazenheid.» Gesagt, getan. Stefanachi, der zu diesem Zeitpunkt noch B-Juniorentrainer in Frauenfeld war, wurde der neue Chef in Bazenheid und löste sein Versprechen mit einem Fussmarsch über knapp sechs Stunden ein. Die fünfeinhalb Jahre mit Stefanachi waren für Bazenheid eine äusserst erfolgreiche Ära. «Mit seinem Feuer und seiner authentischen Art konnte er uns Spieler begeistern», sagt Baumann und lacht: «Am Schluss hätte er uns wohl alles erzählen können, wir hätten es geglaubt.»

Das Leben neben dem Platz war ihm als Talent wichtiger

Bazenheid gelang in der 2.-Liga-Spielzeit 2016/17 die perfekte Saison mit 22 Siegen aus 22 Spielen. «Das war zu einem grossen Teil Heris’ Verdienst. Er hat nie nachgelassen und ist uns im Training immer weiter auf die Nerven gegangen.» So auch Ende April, als das Heimspiel gegen Uzwil auf dem Programm stand. Auf dem Platz in Bazenheid lag eine zentimeterdicke Schneeschicht. «Er schickte uns am Spieltag im Chat morgens um 10 Uhr eine Nachricht mit der Aufforderung, dass wir schaufeln kommen müssten», so Baumann. Stefanachi selbst hatte längst mit der Arbeit begonnen. Am Ende halfen 30 Mann mit und das Spiel fand statt. Baumann: «Jeder andere Trainer hätte wohl gesagt, es geht nicht, wir spielen, wenn der Schnee geschmolzen ist.»

Diese Hartnäckigkeit zeichnet Stefanachi bis heute aus. Er sagt: «Ich habe viel erlebt. Ich komme von unten und musste mich immer durchkämpfen.» Als Spieler ging ihm diese Professionalität in jungen Jahren etwas ab. Als 18-Jähriger galt Stefanachi als grosses Talent, stand bereits im Kader des FC Winterthur in der NLB. Doch das Leben neben dem Platz war ihm wichtiger, er ging lieber aus als sich für die Profikarriere zu schinden. Dennoch spielte er lange Jahre mit grosser Leidenschaft in der 1. Liga. «Viele Leute haben zu mir gesagt, ich hätte es weit bringen können.» Das löste in Stefanachi einen neuen Ehrgeiz aus. «Jetzt schaffe ich es halt als Trainer zum Profi», schwor er sich. Obwohl er als Spieler noch überzeugt davon war, nie Trainer zu werden.

Das änderte sich bei seiner ersten Einheit als Stürmertrainer bei den B-Junioren von Frauenfeld. «Die Leidenschaft war vom ersten Moment an da», sagt Stefanachi. Er beschloss, es im Fussball nochmals zu versuchen. Daneben arbeitete er auf dem Bau, im Aussendienst, im Telefonverkauf oder wusch Teller. Doch glücklich macht ihn bis heute nur der Fussball. «Das ist das, was ich am besten kann. Ich denke, hier kann ich es nach oben schaffen», so Stefanachi. 22 Jahre später landet das gescheiterte Talent also doch noch im Profifussball – als hoffnungsvoller Trainer. Brühls Sportchef Jäger: «Es würde mich nicht überraschen, Heris dereinst in der Super League zu sehen.»

Heris Stefanachi im Paul-Grüninger-Stadion, das als Brühl-Trainer während zweieinhalb Jahren seine Heimstätte war. Bild: Benjamin Manser

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