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GC Squash | 25.06.2021

ABSCHIED NACH 18 JAHREN

Die GC Sektion Squash verliert ihren erfolgreichsten Spieler und Talente-Trainer, den Engländer Mark Woodliffe (60), genannt „Woodi“. Sportlich und menschlich klappte zwischen Club und Spieler alles perfekt, und dies seit 18 Jahren. Entscheidend für seinen Wegzug sind familiäre Gründe.

Mark Woodliffe ist inoffizieller Weltmeister, World Amateur Champion (1991), achtmal gewann er die British Masters Champion und siebenmal die British Open und ist dreifacher European Champion. Mit GC gewann er zwei NLA- und einen NLB-Meistertitel. Und er ist noch nicht müde, nächstes Jahr will er die U65 Weltmeisterschaften und Europameisterschaften nicht nur bestreiten, sondern auch reüssieren.

Talent vom Vater "geerbt"

Sein Talent und den ungebrochenen Antrieb hat er in die Wiege gelegt bekommen. Sein Vater ist ebenfalls mehrfacher British Masters- und British Open-Sieger im Squash. Vater und Sohn holten gar das Double, will heissen, sie gewannen im selben Turnier ihre entsprechende Kategorie: 2007 und 2012 an den British Masters und 2006 und 2011 an den British Open, sowie schliesslich an den Europeans. Seit zwei Jahren kann der 85-jährige John Woodliffe alters- und gesundheitsbedingt nicht mehr in den Squash-Courts antreten, Tennis geht aber noch zweimal pro Woche. Mark Woodliffe: „Er kann‘s verschmerzen, hat er doch eine beispiellose Karriere „hingelegt“.

Mitte März hat Mark Woodliffe zusammen mit seiner Gattin Patricia und dem neunjährigen Filius Louis den Entscheid gefasst, an die Elbe umzusiedeln. Ausschlaggebend war ein lukratives Stellenangebot in der Immobilienbranche, das seine Gattin nicht ausschlagen wollte, erstens weil sie aus Hamburg stammt und zweitens ihre Verwandtschaft in der Nähe wohnhaft ist. Nach vielen Diskussionen, dem Abwägen der Vor- und Nachteile unterstützt auch Mark das Vorhaben, obwohl er zunächst mit diesem Gedanken Mühe bekundete. „Ich werde meine Frau unterstützen, bin mit der Familienentscheidung im Reinen, brauchte aber etwas Zeit, die Entwicklung zu akzeptieren. Ich war hier während 18 Jahren. Vorher wohnte ich maximal 5 Jahre an einem Ort, meistens nur zwei, drei Jahre. Wenn ich also irgendwo Wurzeln habe, dann hier in Zürich. In einer Partnerschaft muss man aber Kompromisse finden, und das haben wir. Weil der Sohn in Deutschland nur vormittags Unterricht haben wird, werde ich zunächst davon absehen, einen Job anzutreten. Schliesslich habe ich 38 Jahre durchgehend gearbeitet, da kann man eine Pause schon mal akzeptieren. Ich werde Hausmann sein und unseren Sohn bei der Integration unterstützten.“

Abschieds-Marathon

Mark Woodliffe hat selbstverständlich die Veränderungen mit Louis besprochen, mit ihm auch die Schule in Hamburg besucht. „Das Haus, das wir gefunden haben und auch die Schule gefallen. Ich denke, dass ihm die Veränderung gelingen wird, dank seiner Mutter spricht er perfekt Schriftdeutsch, englisch dank mir. Seinen Freundeskreis hier aufzugeben, wird ihm wohl schwer fallen, aber er wird sich auch rasch in der neuen Umgebung wohlfühlen.“ Das geht aber Mark Woodliffe und seiner Gattin Patricia nicht anders, aber wir haben dort Familienbande.

„Hier in Zürich haben wir früh begonnen tschüss zu sagen und uns in den letzten Wochen von unseren Freunden verabschiedet. Die Pandemie kam uns in dieser Hinsicht zupass. Wir mussten uns jeweils in kleinen Gruppen treffen, wodurch ein weit intensiverer Austausch gepflegt werden konnte, als dies bei einem grossen Fest der Fall sein kann. Und vor drei Wochen haben wir in der Squash-Halle mit den Sportkollegen Abschied gefeiert, mit squashspielen während des Nachmittags, und abends haben wir gefeiert und uns gegenseitig versprochen, den Kontakt nicht abbrechen zu lassen. Schliesslich sind wir in Zukunft nur eine Flugstunde voneinander entfernt. Und bereits heute steht fest, dass wir die nächsten Sommerferien in der Schweiz verbringen werden. Und die Jungs haben zugesagt, nach Hamburg zu kommen, wo ich in der Squash-verrückten Stadt entsprechende Spielmöglichkeiten für sie organisieren werde.“ Mark Woodliffe ist noch hier, und schon spricht er vom Wiedersehen mit seinen Kollegen…

Bleibende Erinnerungen an den Grasshopper Club

Es sind eben in den 18 Jahren beim Grasshopper Club starke Bande entstanden. „Meine guten Erinnerungen an GC und Zürich sind unauslöschlich. Squash ist ein Einzelsport, er wird aber auch im Team gespielt, gerade gemeinsam erzielte Erfolge erlebt man noch intensiver. Ich denke an die Meistertitel 2011 und 2015 sowie die NLB-Meisterschaft 2014 –unvergessliche Highlights.“

Mark Woodliffe verlässt die Grasshopper mit guten Gedanken, denn er weiss, das die Sektion in guten Händen ist und eine richtige Strategie eingeleitet wurde. So wird der Nachwuchs intensiver betreut, mit dem Ziel, dereinst wieder in der obersten Spielklasse um Titel spielen zu können. Die umgebaute Halle dient auch dazu. Dass der GC Cup, das renommierte Turnier mit den weltweit besten Spielern, nach dem letztjährigen coronabedingten Ausfall wieder durchgeführt werden wird, ist für Woodliffe auch ein gutes Zeichen. „Ich freue mich bei späteren Besuchen zu sehen, wie sich der Club entwickelt hat.“

In drei Wochen wird Mark Woodliffe in seiner neuen Heimat einziehen. „Ich sitze seit Wochen auf 65 fertig gepackten Kisten, mir wird schlecht, wenn ich sehe wieviele Habseligkeiten noch zu verstauen sind…“

Die Frage, ob er in Hamburg ständig auf das Handy schaut, ob Rolf Meyer, Präsident der GC Sektion Squash anruft und ihn zu einer wenigstens temporären Rückkehr bittet, quittiert er mit einem herzlichen Lachen: „Eine gute Idee, so weit hatte ich noch nicht gedacht, der Gedanke gefällt mir aber… Eines ist sicher, ich werde das blau-weisse Trikot mitnehmen, es immer in Ehren halten.“

Eugen Desiderato

 

 

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